EU-DSGV0

Walter F. Passmann.
Interview.

documentus Köln

Wenn eine erfolgreiche Marke über 30 Jahre im Markt verankert ist und die Partner dieser Marke einen substanziellen Wechsel auf allen Ebenen anstreben, ist das für das Unternehmen von existenzieller Bedeutung.

Mehr als 30 Jahre Reisswolf. Wieso und warum löst man sich von so einer starken Marke?

Walter F. Passman:

Richtig ist, dass die Marke Reisswolf ihren originären Ursprung in der Vernichtung von Akten und Datenträgern hat und es für diese Leistung keine bessere Marke als Reisswolf gibt und gegeben hat. Reisswolf stand für eine Branchenlösung; die Branche der Aktenvernichtung. Aus diesem Blickwinkel ist zu bestreiten, ob diese Marke wirklich so stark ist wie zunächst vermutet. Die Stärke auf der einen Seite ist gleichzeitig ihre größte Schwäche.

Sie lässt sich nämlich nicht dehnen und nicht ohne Weiteres auf andere Leistungen und Angebote übertragen. Wir haben schon längst das Sprungbrett von der analogen Welt in die digitale Welt verlassen und stellten dabei fest, dass uns die bisherige Marke begrenzt; uns nicht zur Entfaltung kommen lässt. Leistungen, die schon heute zu unserem Portfolio zählen und künftig aufgenommen werden, lassen sich unter der alten Marke nicht konsequent und glaubhaft am Markt platzieren.

Zudem haben wir die Marke auf Basis eines Markenlizenzvertrages geführt. Leider hatten der Markeninhaber und wir – neben weiteren Kollegen aus der Gruppe – eine andere Idee von der Zukunft und Tragfähigkeit unserer bisherigen und künftigen Geschäftsmodelle. Dies hat zu Verwerfungen innerhalb der Kooperation geführt. Darüber hinaus hat der Lizenzgeber die Marke als Druckmittel missbraucht, um eine politische, wirtschaftliche sowie regionale Ausweitung seines Einflussbereiches zu schaffen; und dies auf Kosten einzelner Kooperationspartner, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten ebenso dazu beigetragen haben, die Marke zu stärken und ihre Regionen professionell und schlagkräftig zu bearbeiten. Dies ist eine Frage des Stils und des Umgangs miteinander. Sie können aus investitionsbereiten, agilen und freien Unternehmern keine Franchisenehmer machen. Wir verfolgen mit unseren Partnern einen anderen Stil. Und die Konsequenz heißt … documentus!

Warum documentus?

Walter F. Passman:

Natürlich wollen wir unseren langjährigen Kunden und potenziellen Neukunden auch weiterhin die gewohnte Leistungspalette rund um die Aktenvernichtung und Archivierung anbieten. Gleichzeitig wollen wir uns durch diversifizierte Angebote und Lösungen mit der digitalen Welt verbinden. Wir sind uns sicher, mit der neuen Wort-Bild-Marke documentus genau dieses Ziel zu erreichen. Keine Begrifflichkeit verbindet derart die analoge Welt mit der digitalen. Die Marke documentus deckt den Informationszyklus von Menschengedenken an ab und bietet für die künftigen Leistungen und Lösungen keinerlei Begrenzung. Vielleicht hilft an dieser Stelle das Bild des Informationslogistikers – ganz gleich, ob analog oder digital – am besten beides …

Welche Konsequenzen hat der Markenwechsel für die bundesweite Kooperation?

Walter F. Passman:

Klar ist, dass ein Markenwechsel mit sehr viel operativen und strategischen Maßnahmen verbunden ist. Schon immer haben wir auf eine starke Kommunikation gesetzt und das müssen wir jetzt mehr denn je. Zunächst sind der Betrieb und sämtliche Betriebsmittel umzurüsten und neu zu branden. Die Mitarbeiter sind zu informieren und müssen auf dem neuen Weg mitgenommen werden. Unsere Kunden haben wir frühzeitig über den bevorstehenden Markenwechsel in Kenntnis gesetzt und wir nutzen alle denkbaren Kommunikationskanäle, um die Geschichte dieses Wandels zu erzählen. Unsere elf documentus-Partner in Deutschland haben ähnliche Aufgaben zu erfüllen, damit wir – sehr zeitnah – ein einheitliches Gesamtbild abgeben und am Markt einheitlich auftreten. Einige wenige Betriebe haben sich gegen den Markenwechsel und für die Fortführung des Unternehmens unter der Marke Reisswolf entschieden. Diese Betriebe fungieren nunmehr als Kooperationspartner der documentus Deutschland GmbH, damit unsere bundesweiten Kunden in den Leistungsfeldern der Aktenvernichtung und Archivierung auch weiterhin professionell bedient werden. Ihren Gesellschafterstatus haben diese Betriebe jedoch an der documentus Deutschland GmbH verloren.

Ändert sich nur das Gesicht des Unternehmens oder ebenso die künftige Ausrichtung und Strategie?

Walter F. Passman:

Wie schon angedeutet sind wir in Sachen Akten- und Datenvernichtung sowie physischer Archivierung nach wie vor Problemlöser und erster Ansprechpartner. Hinzu kommen jedoch die Expertise in Sachen Digitalisierung sowie unser Mut zum Wandel in sich immer schneller verändernden Zeiten. Das Papier wird weniger – komme, was wolle. Der Gesetzgeber tut alles, um Deutschland fit zu machen für die Digitalisierung. Unser bisheriges Geschäftsmodell basiert auf Papier, Papiermengen sowie auf analogem Informationsfluss. Auch der Gesetzgeber bedingt unsere Existenz. Doch die Information ist die Erfolgswährung der Zukunft. Informationen fließen quantitativ und temporär in ungeahnten Dimensionen. Cloud-Anwendungen werden in den Unternehmen für Einsparpotenziale sorgen und vermehrt aus Informationen Wissen generieren. Durch kluge und belastbare Kooperationsmodelle werden wir für unsere Bestandskunden und Neukunden Lösungen entwickeln, die helfen, der Notwendigkeit zum digitalen Wandel Rechnung zu tragen. Zigtausende Kunden vertrauen uns immer schon in Sachen Datenschutz und im Umgang mit ihren sensiblen Informationen und Daten. Bei den derzeitigen und künftigen Herausforderungen aller Branchen kann man uns auch weiterhin vertrauen. Erste cloudbasierte Lösungen haben wir bereits in unser Portfolio mit aufgenommen.

Wie reagieren Ihre Mitarbeiter und Kunden auf diesen Markenwechsel?

Walter F. Passman:

„Mutig, aber konsequent!“ Das ist der Tenor des Feedbacks aus den Märkten und aus dem Umfeld unserer Kunden. Alle documentus-Betriebe sind mittelständisch geprägt und inhabergeführt. Dadurch haben wir ohnehin eine hohe Identifikation und Loyalität der Mitarbeiter den Unternehmern gegenüber. Die Mitarbeiter vertrauen auf die Kompetenz des Managements. Mit nicht weniger Enthusiasmus und Leidenschaft als bisher brennen unsere Mitarbeiter für die neue Marke documentus. Und wir im Management tun das auch!

Wo steht documentus in fünf bis zehn Jahren?

Walter F. Passman:

„Wachsen und gestalten durch Kooperationen!“ Dies ist das ausgewiesene Ziel der mittel- bis langfristigen strategischen Planung. Wir erweitern unser Portfolio und gehen in Richtung eines ganzheitlichen Logistikansatzes in der analogen und digitalen Welt der Informationen. Und am Ende landet das letzte analoge Stück Papier – das eine sensible Information enthält – in einem Sicherheitsbehälter von documentus oder wird als analoges Back-up in eines unserer Sicherheitsarchive verbracht und für die Ewigkeit archiviert.